(pjs) Die Tische waren noch nicht weggeräumt, das Zelt noch nicht abgebaut und das Geld in der Spendenbox noch nicht gezählt, als schon klar war, dass der 9. August 2014 in die Annalen des TSV Meckenhausen und des gesamten Dorfes eingehen würde. Denn die Benefizaktion zu Gunsten des an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankten Willi Blankenstein hatte an jenem Samstag wirklich alles mobilisiert, was Beine hatte. Nun, ein halbes Jahr später und nach dem Tod des aktiven TSV-Mitglieds, erhielt der Spendentag rund um einen Zumbathon und ein Fußballspiel einen Ritterschlag, der seines gleichen sucht: Der TSV Meckenhausen erhält für die Aktion den Sepp-Herberger-Preis des Deutschen Fußball Bunds. Dieser ist mit 5000 Euro dotiert und wird Ende März bei einer Gala in Mannheim verliehen. Nicht nur TSV-Vorsitzender Michael Lautenschlager, bei der der entscheidende Brief eingetrudelt war, war „von den Socken“. Auch bei der Familie des verstorbenen Willi Blankenstein und Marion Dittenhofer, die den Stein der Aktion ins Rollen gebracht hatte, löste die Nachricht unbeschreibliche Gefühle aus. Tochter Nadine Gebauer etwa meinte, dass sie es „in Worte noch immer nicht ausdrücken könne, was das bedeutet“. Erinnern kann sie sich aber an ihren ersten Gedanken, als sie von der Auszeichnung hörte. „Genial!“, fand sie, denn so sei „noch einmal etwas zurückgekommen“. Der Tag selber, der mit einem zweistündigen Zumbathon – so lautet der geschützte Name für Benefizaktionen in der Sportart – begann und viele Teilnehmer auf den Fußballplatz lockte, war für die Familie ein unbeschreibliches Zeichen der Anteilnahme, wie die Meckenhausenerin beschreibt. Zwar habe auch das gesammelte Geld in viersteller Höhe sehr geholfen, um Medikamente und Therapie finanziell stemmen zu können, doch der „überwältigende Zustrom“ sei 1000 Mal mehr wert gewesen, unterstreicht sie. So habe es auch ihr Vater empfunden, der an dem Tag selber nicht die Kraft hatte, teilzunehmen. Aber es habe ihn berührt, dass so viele Menschen für ihn da gewesen seien. Zu diesen Menschen gehörten neben der Zumbafamilie der TSV, der sich mit Kaffee- und Kuchenbuffet sowie Cocktails und Gegrilltem um das Wohl der rund 500 Gäste gekümmert hat, und die Arbeitskollegen des unangefochtenen Rekord-AH-Spielers. Eine Auswahl des Hilpoltsteiner Auhofs trat gegen eine Oldie-Mannschaft des TSV an und sorgte für ein weiteres Highlight an diesem Tag. Ins Rollen gebracht hatte die Benefizaktion Marion Dittenhofer, die mit Blankensteins verwandt ist und die in Meckenhausen Zumbastunden gibt. Immer wieder mal stellte die Forchheimerin ihre Zeit und ihr Wissen bei Zumbathons ehrenamtlich in den Dienst verschiedender guten Sachen. „Warum also nicht auch in Meckenhausen?“, dachte sie sich, als sie helfen wollte. Beim TSV lief sie offene Türen ein, schnell war neben den Freiwilligen im Sportverein ein ganzes Korps an Helfern aus dem Hilpoltsteiner Ortsteil aktiviert. „Die brauchten nur die Idee“, sagt sie im Rückblick und ist sichtlich stolz auf die „echte Gemeinschaftsaktion“. Denn bei manch anderen Zumbathons „stehen wir total alleine da“, erklärt sie den Unterschied. Allerdings, das merkte sie auch, ist es doch etwas anderes, wenn man für jemanden eine derartige Aktion startet, der einem nahesteht. So gibt sie gerne zu, dass sie im ersten Moment geweint hat, als sie von der Auszeichnung erfahren hat, wenngleich es „positive Tränen“ waren, denn „Willi ist einfach nicht mehr da“. Dann aber freute sie sich schnell für den TSV und das Dorf, denn „wenn es jemand verdient hat, dann die“. So empfand sie das Treffen mit Michael Lautenschlager, Nadine Gebauer und Elke Niebel, in dem es um weitere Absprachen, die der Preis mit sich bringt, als Geschenk. „Das war sehr kostbar, das wir das alles noch einmal aufleben lassen konnten“, findet sie. Denn, um bei der Gala einen Eindruck von dem Projekt zu vermittelt, schickt der Deutsche Fußball Bund ein Filmteam. Der TSV-Vorsitzende Lautenschlager ist wie die übrigen TSV-Verantwortlichen immer noch überrascht und überwältigt zugleich. „Wir wussten nicht einmal, dass uns der Bayerische Fußball-Verband für die Auszeichnung vorgeschlagen hat“, erklärt er. Was genau mit der 5000-Euro-Zuwendung passiert, steht noch nicht abschließend fest. „Klar ist aber, dass das Geld nicht komplett im Verein bleibt, sondern so verwendet werden soll, dass das ganze Dorf etwas davon hat. Schließlich hat ganz Meckenhausen mitgeholfen, die Benefizaktion zu einem Erfolg zu machen", so Lautenschlager weiter. Die Auszeichnung nehme der TSV stellvertretend für das Dorf in Empfang. Diese sieht der Vorsitzende als Ehre und Ansporn zugleich, das Miteinander in einer Gemeinschaft hoch zu halten. „Dafür steht der TSV, dafür steht Meckenhausen“, meint er. Für Marion Dittenhofer schließt sich mit dem Sepp-Herberger-Preis in gewisser Weise ein Kreis,. „Der Willi hat unendlich viel gegeben und jetzt kommt noch mal was zurück“, sagt sie sichtlich gerührt. Neben der finanziellen Anerkennung und der Auszeichnung sieht sie nicht nur die Würdigung des Engagements für den Benefizsamstag, sondern auch das Signal und die Motivation, die von dem Preis ausgehen sollten. „Es lohnt sich, etwas für andere zu tun“. Auf den Sepp-Herberger-Preis kann man sich nicht bewerben, sondern man wird durch einen der Fußballlandesverbände vorgeschlagen. Über ihre Verbandsehrenamtsbeauftragten werden geeignete Projekte gesammelt und daraus der Vorschlag an den DFB geschickt. Im Fall des TSV hatte sich Kreisehrenamtsbeauftragter Mike Imhoff an die Aktion erinnert und über die TSV-Ehrenamtsbeauftragte Roswitha Spehnkuch die Unterlagen besorgt. Schweißtreibender Auftakt bei der Benefizaktion: Zumba-Action auf dem TSV-Sportplatz Überwältigender Zuspruch bei der Benefizaktion. v.l.n.r.: Michael Lautenschlager, Marion Dittenhofer-Schöll, Nadine Gebauer, Elke Niebel bei der Aufarbeitung der Benefizaktion.